Wo Menschen mit Demenz ein Zuhause finden

30.07.2024

Mit Andreas Deuschle habe ich die WG Zusammen(H)alt in Ostfildern besucht.

Bei der WG handelt sich um eine familiäre, wohnortnahe Wohnform für Menschen mit Demenz, die auf der Beteiligung von Angehörigen und bürgerschaftlich Engagierten aufbaut. Mit der Alterung der Gesellschaft gewinnt das Thema Demenz an Bedeutung. Bis 2050 istmit 2,6 Millionen Demenzerkrankten in Deutschland zu rechnen, sofern bei Prävention und Therapie kein Durchbruch gelingt. Deshalb sind solche Ansätze zur Versorgung Betroffener ausgesprochen wertvoll. Ich bin froh und dankbar, dass in Ostfildern so eine innovative Idee für gutes Älterwerden verwirklicht worden ist.

Aus einer Schicksals- wird eine Einstandsgemeinschaft

Der Esslinger CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Deuschle würdigte die seit einigen Jahren mögliche Betreuungsform, die die Angehörigen in die Konzeption einbezieht, als besonderes „Novum in Baden-Württemberg“: „Wir wollen die Bürgergesellschaft gestalten lassen und so Akzeptanz bei der Versorgung von Menschen mit Demenz schaffen.“ Man ermögliche auf diese Weise, dass aus der Schicksalsgemeinschaft der Angehörigen eine Einstandsgemeinschaft füreinander werde.

Lebendige Alltagsgestaltung steht im Mittelpunkt

Der 2019 gegründete Verein Zusammen(h)alt e.V. versteht sich als „Hüter“ der Konzeption. Das heißt, dass den Menschen mit Demenz ein Zuhause geboten wird, das es ihnen ermöglicht, möglichst lange selbständig in vertrauter Umgebung zu leben. Die WG bietet neun Bewohnern Platz auf insgesamt 400 Quadratmetern, der sich in Einzelzimmer und Gemeinschaftsräume teilt. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame, lebendige Alltagsgestaltung. Sie richtet sich nach den individuellen Gewohnheiten, Vorlieben und Möglichkeiten der Bewohner; vom Einkaufen über Kochen bis zu Musik und Bewegung.

Angehörige mit hohem Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht

Dabei haben die Angehörigen ein hohes Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht, indem sie sich um Aktivitäten für die Bewohnerschaft kümmern, Pflegeprodukte besorgen oder sich Reinigung und Reparaturen annehmen. Ein von ihnen ausgewählter ambulanter Pflegedienst sichert die Betreuung und Pflege rund um die Uhr. Darüber hinaus bringen sich Ehrenamtliche in der WG ein. Bauherr und Vermieter der WG Zusammen(h)alt ist die Erich und Liselotte Gradmann-Stiftung, die das Projekt unterstützt und gefördert hat.

„Wir sind kleine Seelentröster!“

Teamleiterin Birgit Krause beschreibt die WG auch als Ort, bei dem es darum gehe, die Menschen mit ihrem unterschiedlichen Grad an Gedächtnis- und Orientierungsschwierigkeiten „so zu nehmen wie sie sind“: „Wir sind kleine Seelentröster! Es kommt aber auch viel an Umarmung und Freude zurück.“